Anita Augspurg (1857-1943) ist einem interessierten Publikum als Frauenrechtlerin und Pazifistin inzwischen bekannt, zumal sich kaum eine andere Frauenrechtlerin der ersten deutschen Frauenbewegung so sehr öffentlich exponierte wie sie. Doch tat Anita Augspurg dies durchaus mit System - gemäß den Regeln effektiver Öffentlichkeitsarbeit.
Berücksichtigt man, mit welchen indirekt-sozialen (Rollenvorgaben etc.) und juristisch-manifesten Restriktionen (z.B. in Vereins-, Versammlungs- und Wahlrecht) Frauen im 19. Jahrhundert konfrontiert wurden, sobald sie die politisch-öffentlichen Sphäre zu betreten suchten, so müssen schon das öffentliche Artikulieren von Frauenbelangen und ihre Thematisierung in der Presse als herausragende Leistungen der Frauenbewegung angesehen werden.
Anita Augspurg bemühte sich, als Rednerin, Agent provocateur oder als Verfasserin einer Frauenseite für die große Berliner Zeitung Der Tag eine breite Öffentlichkeit zu erreichen. Hinter den Kulissen betrieb sie geschickt Lobbying und Pressearbeit, um Politiker und Journalisten zu gewinnen. Und nicht zuletzt dank dieser vielgestaltigen Öffentlichkeitsarbeit wurde die "Frauenfrage" tatsächlich zu einem zentralen Thema der politischen Agenda.
Im Vortrag wird dies an Beispielen erläutert, wobei die Kampagne gegen das Bürgerliche Gesetzbuch, Anita Augspurgs inszenierte Verhaftung als Prostituierte, ihr auch innerhalb der Frauenbewegung umstrittener Einsatz für die englischen Suffragetten und schließlich die Hetzkampagne, die ihr Engagement für die Aussöhnung mit Frankreich auslöste, im Mittelpunkt stehen.
Die Referentin, Dr. Susanne Kinnebrock, ist Kommunikationswissenschaftlerin und derzeit Stipendiatin der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Musikalische Begleitung: Michaela Dietl und Andrea Wolf, Akkordeon, Gesang